Geglücktes Langdistanzdebüt & Weltmeister der Firefighter

Seine Premiere auf der Langdistanz durfte Lukas Krämer vom ARGI+ Tri Team Schongau gleich mit einem riesigen Erfolg feiern. Nach einer Vorbereitungszeit von über einem halben Jahr mit teilweise 35 Stunden Training pro Woche überquerte der 29-Jährige Peißenberger nach 08:30:32 Stunden, eine halbe Stunde schneller als geplant, als 13. der Gesamtwertung (mit Profis) die Ziellinie. Mit dem Sieg in seiner Altersklasse darf er sich nun offiziell mit den Titeln „Deutscher Triathlon Langdistanzmeister der Altersklasse M25“ sowie „Weltmeister der Firefighter auf der Langdistanz“, als hauptberuflicher Feuerwehrmann arbeitend in München, schmücken.
Der Veranstalter der Challenge Roth, Felix Walchshöfer, lud nach den Anschlägen auf das World Trade Center 2001 tapfere New Yorker Feuerwehrleute nach Roth ein. Aus dieser Geste entstand die Firefighter-WM. Weitere Informationen zur Firefighter-WM

Krämer im Ziel

Das Projekt Challenge Roth startete für Krämer schon am Freitag, obwohl der Wettkampf erst am Sonntag ausgetragen wurde. Neben dem üblichen Prozedere wie Abholung der Startunterlagen unternahm er noch eine kleine Radausfahrt, bevor es zum Hotel in Nürnberg ging, denn in der näheren Umgebung von Roth waren alle Hotels bereits schon lange ausgebucht.
Entschieden hatte sich Krämer für diese Veranstaltung aufgrund vieler Empfehlungen und dessen besonderen familiären Charakter. So konnte er gleich am Samstag bei der Besichtigung der Wechselzone und beim Einchecken des Rades die besondere Challenge-Atmosphäre erleben, bereits unzählige Wohnmobile, Camper, Fans und – nicht zu vergessen – die Athleten (über 3500 Einzelstarter und 900 Staffelteilnehmer) verwandelten die ganze Gegend in ein riesiges Triathlon-Volksfest. Für den Peißenberger Adrenalin und Nervosität pur – dass er mit seiner Vorbereitung zufrieden war und das nötige Selbstvertrauen aus dem Vorbereitungsrennen in Ingolstadt (3. Platz auf der Halbdistanz) im Gepäck hätte, konnte dies trotzdem nur schwer schmälern. Mit dem entsprechend flauen Gefühl im Magen ging es dann auch früh ins Bett.
Doch die Nacht war bereits um halb Vier auch schon wieder zu Ende. Endlich ging es los! Um fünf Uhr öffnete die Wechselzone am Main-Donau-Kanal bei Hilpoltstein ihre Schranken und die Athleten konnten ihre letzten Vorbereitungen am Rad erledigen, die Verpflegung für die kommenden Stunden verstauen und sich ihre Renntaktik verinnerlichen – so auch Krämer. Um 6:30 startete er in der ersten Startgruppe zusammen mit den Profis und weiteren schnellen Altersklassenathleten. Geschwommen wurden die 3,8 Kilometer mit Neoprenanzug im Main-Donau-Kanal.

Wie auch in Ingolstadt war Krämers größte Sorge zu Beginn das Schwimmen, seine Schwäche. Ihm war klar, dass er hier möglichst wenig Zeit auf die schnellen Schwimmer verlieren durfte. Sein Ziel war, diese Disziplin innerhalb einer Stunde hinter sich zu bringen. Letztendlich verlief es für seine Verhältnisse sehr gut, er kletterte nach 54:54 Minuten als 62. aus dem Kanal, um nun auf der Radstrecke Vollgas zu geben.

Schwimmen Main-Donau-Kanal Krämer beim Schwimmausstieg

Die Radstreckte erstreckte sich über eine Runde durch das Rother Umland, die es zweimal zu durchfahren galt. Zum Schluss fuhren die Athleten über eine kleine Schleife direkt nach Roth hinein zur zweiten Wechselzone und kamen somit auf 180 Radkilometer.
Schnell formierte sich eine kleine Gruppe (zwar ist bei den Langdistanzrennen das Windschattenfahren verboten, allerdings fahren die Athleten im einzuhaltenden, regelkonformen Abstand hintereinander „in einer Gruppe“ und können somit weiter hinten den Windkanal der vor ihnen fahrenden Mitstreiter ausnutzen), deren Tempo und Rhythmus allerdings nicht mit Krämers Fahrweise übereinstimmten, sodass sich dieser dazu entschloss alleine weiterzufahren. Bereits an der ersten Penalty-Box konnte er schon wieder einige Kontrahenten überholen, die wohl das Windschattenverbot nicht so ernst genommen hatten und dort ihre Zeitstrafe über acht Minuten absaßen, welche ihnen von Wettkampfrichtern erteilt worden war.
Gegen Ende der ersten Radrunde fuhr eine weitere Radgruppe, in welcher sich auch der Weilheimer Steffen Frühauf und die erste Frau befanden, auf Krämer auf und überholte ihn.
Dieser wollte die nächste Gruppe aber nicht ohne weiteres einfach so ziehen lassen und entschied sich dazu, sich ihr trotz des höheren Tempos anzuschließen. Nach und nach konnte die Gruppe einen nach dem anderen von der ersten Gruppe wieder einsammeln. Doch nicht nur auf der Wettkampfstrecke ging es ab, auch daneben: mehrere Hunderttausend Zuschauer an der Strecke machten ordentlich Stimmung und schufen eine außergewöhnliche Atmosphäre. Die Stimmungsnester, wie unter anderem der berühmte Solarer Berg, sorgten bei Krämer für wirkliches Gänsehautfeeling. Davon getragen konnte der Schongauer Triathlet die 180 Kilometer auf dem Rad mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 38,7 km/h in 04:38:55 Stunden zurücklegen und dabei seine Ausgangsposition vom Schwimmen verbessern.
Seine Zwischenzeit betrug nach dem zweiten Wechsel 05:36:32 Stunden und damit war er schon fast 20 Minuten schneller unterwegs, als es der Plan von Trainer Wolfgang Ahrens und Krämer ursprünglich vorsah. Von seinem Unterstützerteam darüber informiert, machte sich Krämer nun auf den 42,2 Kilometer langen Weg im Laufschritt ins Ziel.

Solarer Berg

Nicht nur die Temperaturen, die zu dem Zeitpunkt bereits bei über 20 ° Celsius lagen, auch die bisherigen Strapazen hinterließen durchaus ihre Spuren in den Oberschenkeln. Dazu kam, dass die Laufstrecke, die größtenteils am Main-Donau-Kanal entlang führte, kaum Schatten bot. Daher war es fraglich, ob Krämer die angestrebte Laufzeit von drei Stunden noch schaffen konnte ohne einen Leistungseinbruch zu erleiden. Er beschloss es zu riskieren und blieb der Strategie auf einen Drei-Stunden-Marathon, wie er sie mit seinem Trainer Ahrens abgesprochen hatte, treu.
Die erste Hälfte lief sehr gut und er konnte auch weitere Plätze gut machen. Krämer hatte sich mittlerweile in die Top 20 vorgearbeitet und war somit schon deutlich besser auf seiner ersten Langdistanz unterwegs als er es sich im Vorfeld jemals erträumt hatte. Auf den letzten 15 Kilometern jedoch wurde das Laufen zur Qual – mittlerweile lief mehr der Kopf als die Beine. Trotzdem konnte Krämer sein Tempo halten, weitere Plätze gut machen und sogar Profis wie Maik Petzold (mehrfacher Olympiateilnehmer und Weltcupsieger) und Georg Potrebitsch (Sieger des Ingolstadt Triathlon) überholen, da diese der Distanz und den Bedingungen Tribut zollen und Gehpausen einlegen mussten. Um dies zu vermeiden, musste Krämer sich permanent zwingen, nicht stehen zu bleiben, denn er wusste nicht ob er dann wieder weiterlaufen konnte. Beflügelt von den Anfeuerungsrufen der Zuschauer, den vielen bekannten Gesichtern rund um die Strecke und der Möglichkeit das Ziel unter den ersten 15 Triathleten zu erreichen, konnte er sich bis ins Ziel quälen und durchbeißen. Die angestrebte Marathonzeit von 3 Stunden hatte er mit 2:54:01 Stunden sogar noch um fast 6 Minuten unterboten! Dies bedeutete die achtschnellste Laufzeit des Tages und dies bei einem der, nach dem Ironman Hawaii, bestbesetzten Rennen der Welt!

Krämer wird umjubelt Krämer beim Zieleinlauf

Mit einer Endzeit von 8:30:32 Stunden hat Krämer all seine Erwartungen und Hoffnungen an sein erstes Rennen über die Ironmandistanz bei weitem übertroffen und lief in der Gesamtwertung auf dem 13. Platz ein.
Den somit perfekten Tag rundete das große traditionelle Feuerwerk über dem Zielbogen zum Zielschluss ab, mit welchem die letzte Finisherin nach 16:35:23 Stunden die Ziellinie überquerte.
Den Gesamtsieg sicherten sich der Luxemburger Dirk Bockel mit einer fantastischen Sub8-Zeit von 7:52:01 Stunden und die Schweizerin Caroline Steffens in 8:40:35 Stunden. Beste Deutsche und damit Deutsche Meisterin und Deutscher Meister wurden Julia Gajer und Timo Bracht.

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